Wille/Ziele kreativ erarbeiten und Umgang mit Widerstand in der Eingliederungshilfe (EGH)

Online- Kurs vom 22. & 23. Juni 2023
  • 1 Seminar
  • 2 Teilnehmerdaten
  • 3 Fragebogen
  • 4 Übersicht
LO 59/2023
Eingliederungshilfe setzt an der Lebenswelt der Menschen an – der Schnittstelle zwischen Individuum und Gesellschaft, dem Raum täglicher Aktionen der Menschen. Sozialer Arbeit und auch der Eingliederungshilfe geht es um die Bearbeitung sozialer Probleme an dieser „Nahtstelle“ mit dem Ziel, Handlungsmöglichkeiten des Individuums zu erweitern und Teil-habe zu ermöglichen. Hier geht es zum einen um die Erweiterung von persönlichen und so-zialen Ressourcen und andererseits um die Erweiterung der materiellen und infrastrukturel-len Möglichkeiten im Sozialraum. Zentral ist hierbei nicht der Blick, auf das, was die Men-schen „brauchen“, sondern auf das, was sie vor dem Hintergrund ihrer Lebenslage „wollen“. Hierbei unterstützt sozialraumorientierte Eingliederungshilfe Menschen primär, ihre An-liegen wo immer möglich selbst anzugehen.
Im Arbeitsalltag in der Eingliederungshilfe, in der der Fokus auf unterstützendem und bera-tenden Handeln zur Wahrung von Autonomie und zur Förderung des Selbstmanagement geht, gilt es immer wieder zu klären, ob und was jemand verändern will (Was soll aus Sicht der Betroffenen anders werden?). Aus dem Willen ergeben sich – bei Übereinstimmung mit dem Auftrag der Leistungsträger die Ziele. Ziele – als zukünftige Zustände – vermitteln den Beteiligten handlungsleitende Klarheit, wenn sie konkret und nicht vielschichtig und abs-trakt formuliert werden (z. B. "Der Alltag ist strukturiert").
Konkrete Ziele steigern nicht nur die Motivation und verhindern Widerstand, sie erleich-tern auch die Überprüfbarkeit und erhöhen die Verbindlichkeit. Nur aus konkreten und kla-ren Zielformulierungen können Lösungswege im Feld entwickelt werden. Aus der Überein-stimmung mit Wille und Auftrag können maßgeschneiderte Lösungswege entwickelt wer-den, die die Ziele der Adressat/innen unterstützen.
In Fällen von Selbstgefährdung bei Klient/innen findet ersetzendes und stellvertretendes Handeln statt und damit verbunden Eingriffe in die Lebenswelt zum Schutz des/der Kli-ent/in vor Selbstbeschädigung. „Aufträge/Anweisungen“ haben hier den Sinn, eine augen-blicklich vorliegende Selbstgefährdung abzuwenden! Dies soll für alle Beteiligten im Rah-men der Hilfeplanung Klarheit und Verbindlichkeit schaffen. Zugleich sind klare „Aufträ-ge/Anweisungen“ für die Fachkräfte die Grundlage für eindeutige Vereinbarungen und die notwendigen Kontrollen.
Das Thema Ressourcenerschließung prägt heute verstärkt den Alltag der Sozialen Dienste – insbesondere auch der Eingliederungshilfe. Im Mittelpunkt steht dabei die systematische Mobilisierung und Nutzung von Ressourcen der Adressat/innen (persönliche Stärken, Inte-ressen, Beziehungen usw.), des Umfelds (Familie, Freunde, Nachbarschaft usw.), des Sozi-alraums (Pfarreien, lokale Unternehmen, Infrastruktur usw.) sowie den Ressourcen der In-stitutionen der Sozialen Dienste (Regeleinrichtungen, Stadtteilrunden usw.). Der Blick auf Stärken unterstützt die Entwicklung eines positiven Lebensgefühls der Adressat/innen. Er ermöglicht eine tragende Beziehung zwischen Fachkraft und Adressat/in, da die Kontakte nicht rein defizitorientiert sind. Erst durch den Einbezug der Ressourcen aus dem Umfeld und Sozialraum werden wirklich alle Möglichkeiten einer maßgeschneiderten Hilfe ausge-schöpft. Hilfen, die an den vorhandenen Ressourcen angebunden werden und aufbauen, sind mittel- und langfristig wirksamer. Ressourcen sind das „Bastelmaterial“ für die Ent-wicklung von Lösungswegen. Diese finden sich deutlich und unmittelbar in der Umsetzung der ICF und des BTHG wider. Nur wer sich auf die Suche nach unterschiedlichen Ressourcen macht, kann dementsprechend neue – flexible – Lösungswege entdecken. Klient/innen bei der Erarbeitung der eigenen Ressourcen zu unterstützen stellt Fachkräfte in der Eingliede-rungshilfe vor große Herausforderungen. Es ist hier wichtig sich des „Ressourcenblicks“ zu vergewissern – neben dem weit verbreiteten „Defizitblick“.

Ziele:
Die Teilnehmer/innen kennen Haltung und Prinzipien des ressourcenorientierten Vorge-hens, der Zielerarbeitung und der Erteilung von „Aufträge/Anweisungen“. Die Bedeutung der Erarbeitung des Willens der Beteiligten wurde verdeutlicht. Kriterien für "wohlgestal-tete" Ziele wurden vermittelt. Kleinteilige, handlungsleitende Ziele wurden exemplarisch erarbeitet. Techniken zur Erarbeitung zukünftiger Zustände sind bekannt. Die Zielerarbei-tung wurde trainiert.
Die Haltung und Prinzipien der Ressourcenorientierung und die Bedeutung der Mobilisie-rung der Ressourcen der Adressat/innen, des Umfeldes, des Sozialraums sowie der Institu-tionen der Sozialen Dienste sind erkannt. Die Einbettung des BTGH und der ICF als Steue-rungselemente in die Systematik des Vorgehens sind erkannt.. Einzelne Bausteine einer ressourcenorientierten kreativen Gesprächsführung sind vermittelt. Lösungswege nach einer Ressourcensystematik sind aufgezeigt.

Inhalte:
· Grundlagen im Case Management: Differenzierung in Freiwilligenbereich, Ver-handlungsbereich und Sanktion-/Eingriffsbereich
· Systematik des ressourcen- und sozialraumorientierten Vorgehens in der Hilfepla-nung incl. Fragen der Beteiligung und Aktivierung von Klient/innen und deren Um-feld
· Der Weg vom Willen zum Ziel
· Unterscheidung zwischen Zielen, Maßnahmen, Aufträgen usw.
· Besondere Methoden der Zielerarbeitung mit besonderen Menschen
· Rahmenbedingungen für gelingende Zielerarbeitung
· Vorstellung verschiedener Ressourcenbereiche für die Arbeit mit Menschen mit Be-hinderungen und der Ressourcenkarte als Instrument der Ressourcenerfassung
· Einbettung und Verortung der ICF in die Struktur des Vorgehens „Fall im Feld“
· Erfahrungsaustausch und Diskussion der aktuellen Umsetzung des ressourcenorien-tierten Vorgehens in der Praxis
Online-Kurs
260,00 EUR inkl. 0,00 EUR (0,0%) MwSt.

22.06.2023 09:00 - 13:00

23.06.2023 09:00 - 13:00

Bettina Bieker

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